Brettens Farben in New York
Der Fanfarenzug Bretten nahm an der Steuben-Parade teil
Dumpfe Trommelschläge und helle Fanfarenklänge kündigen den Fanfaren- und Trommlerzug Bretten 1504 schon von weitem an. Zunächst noch klein, dann immer größer werdend, kommen die Bannerträger und die Standarte ins Blickfeld. Dahinter die Brettener Fahnen, flatternd im kräftigen Wind. Bei strahlendem Sonnenschein marschiert die Steuben-Parade über die Fifth Avenue in New York. Mittendrin – als eine der größten teilnehmenden Gruppen – der Fanfarenzug aus Bretten. Mit viel Applaus werden die Brettener vom Publikum auf den Tribünen, das zuvor mit deutschen und amerikanischen Fähnchen ausstaffiert worden war, begeistert empfangen. Die rund fünfzig Aktiven aus Bretten waren eine der teilnehmerstärksten unter den mehr als 100 Zugnummern überhaupt. Neben dem Fanfarenzug nahmen nur noch 13 weitere Gruppen aus Deutschland an der Parade teil. Die anderen Teilnehmer kamen alle aus den Vereinigten Staaten, hatten aber wohlbekannte Musikstücke wie „Muss i denn…“ oder „Rosemunde“ im Repertoire. Alle gemeinsam verbindet die deutsch-amerikanische Freundschaft, die mit dieser Parade sowie dem Abspielen beider Nationalhymnen beim Einmarsch der Fahnen öffentlich zum Ausdruck gebracht wurde. Bereits zum 66. Mal – seit 1957 – findet diese Parade zu Ehren des preußischen Generals Friedrich Wilhelm von Steuben statt. Steuben kämpfte an der Seite von George Washington im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg und hatte bedeutenden Anteil am Sieg Washingtons über die Briten. Vor der Parade nahm der Fanfarenzug am gemeinsamen Gottesdienst in der berühmten St Patrick´s Cathedral, dem Amtssitz des katholischen Erzbischofs von New York teil. Der Erzbischof Timothy Cardinal Dolan zelebrierte die Messe, die in Teilen in Deutsch gehalten wurde, persönlich. Welch hohen Stellenwert die Steuben-Parade in New York genießt, wurde auch daran deutlich, dass New Yorks Bürgermeister, Eric Adams, ebenfalls an der Parade teilnahm. Die elegante Fifth Avenue wurde entlang des Central Parks kurzerhand für dieses Ereignis gesperrt.
Für den Fanfarenzug Bretten ist dies die größte Konzertreise in der langen Vereinsgeschichte. Knapp eine Woche nahmen sich die Aktiven, die von rund 25 Fans und Freunden begleitet wurden, Zeit für ihren aufregenden Trip über den „großen Teich“. Begonnen hatte alles mit einem Flug nach Toronto und einer informativen Stadtrundfahrt. Von dort ging es weiter zu den atemberaubenden Niagara Fällen. Auf der Promenade gab der Fanfarenzug ein vielbeachtetes Platzkonzert. Wer wollte, konnte sich mit dem Boot sogar bis in den Gischtnebel der herabbrausenden Wassermassen wagen. Das Abendessen wurde bei Sonnenuntergang im Restaurant des Skylon-Towers eingenommen, der mit rund 230 Meter einen wahrhaft atemberaubenden Ausblick auf die bei Nacht beleuchteten Fälle bot.
Nach Ankunft in New York ging es am Vortag der Parade zunächst zum offiziellen Bürgermeisterempfang beim Rathaus. Platzkonzert obligatorisch. Ein weiteres Platzkonzert schoben die spielfreudigen Brettener nach dem Gottesdienst kurzfristig vor dem Rockefeller Center ein, um die Wartezeit bis zum Paradestart sinnvoll zu nutzen. Nach der Parade wurden die Brettener spontan von der deutsch-amerikanischen Feuerwehr Association zu Speiß und Trank eingeladen. Selbstverständlich revanchierte sich der Fanfarenzug mit einem musikalischen Gruß für die großzügige Einladung. Das letzte Platzkonzert fand dann am Fuße der Brooklyn-Bridge statt, wo noch unvergessliche Gruppenfotos geschossen wurden. Man könnte beinahe behaupten: an diesem Wochenende kam fast kein New Yorker an einer musikalischen Kostprobe aus Bretten vorbei. Besonders die Bagley-Fanfare und die Quarterdeck-Fanfare, die auch viele Amerikaner kennen, kamen sehr gut an. Beide Stücke hatte Lukas Schwarz, musikalischer Leiter der Blau-Weißen, eigens für die Konzertreise nach New York einstudiert.
In kurzer Zeit sind viele Eindrücke auf die Botschafter Brettens eingestürzt und jeder fand sein besonderes Highlight. Stephan Hafemann war bereits beim Hinflug von der Sicht auf Grönland aus dem Flugzeug begeistert, Marius Müller „von den coolen Autos“ fasziniert. Der jüngste Aktive, der 11-jährige Trommler Tino Wagner, fand die Aufzugfahrt auf den Skylon-Tower und die Aussicht vom Empire State Building besonders beeindruckend. Und der Vorsitzende Gerhard Schwarz? Der war zunächst „total erleichtert, dass letztlich alles so gut geklappt hat.“ Aber er wäre nicht der Vorsitzende des Fanfarenzuges, wenn er nicht schon das nächste Projekt in der Pipeline hätte. „Für 2025 planen wir eine Konzertreise in eine europäische Hauptstadt“, verrät Schwarz – mehr aber leider noch nicht.